Interview des Standard mit MICHAEL BARTZ und THOMAS SCHMUTZER
Auch die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg ist im
Wandel begriffen. Die Technik und all ihre Werkzeuge in der neuen Welt des
Arbeitens als verbindendes Element Kunden, für die es schlichtweg keine
Relevanz hat, ob Sublieferanten mit dabei sind, die nur rasche Lösungen und Statusmeldungen
über den Fortschritt fordern. Lieferanten, die zu Verbündeten und Partnern
werden (müssen), um trotz großen Konkurrenzdrucks mit Qualität, Geschwindigkeit
und Flexibilität zu punkten und nicht der Preisspirale zu unterliegen. Damit
seien einige der Facetten genannt, die auf Unternehmen zukommen. Ein Element
verbindet all diese Themen: die Technik und all ihre Werkzeuge.
Es wäre kaum der richtige Zugang, sich der neuen Welt des Arbeitens
ausschließlich von der Technikseite zu nähern. Zu oft wurden schon Technologien
eingeführt, die dann rasch in Vergessenheit geraten sind, zu häufig schon neue
Tools und Werkzeuge integriert, die kaum ein Mitarbeiter jemals genutzt hat.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Investition in sogenannte
"sunk costs" verwandelt, ist einfach zu groß, wenn vorher nicht
geprüft wird, ob die ins Auge gefasste Technologie auch tatsächlich die Geschäftsprozesse
und Mitarbeiter dort unterstützt, wo es sinnvoll ist.
Neue Handlungsweisen
Denn so umständlich und ineffizient ein gelebter Vorgang im
Unternehmen auch sein mag, die Mitarbeiter werden immer wieder zu ihm
zurückkehren (oder gar nicht davon ablassen), wenn die neu vorgestellten
Handlungsweisen keine für sie spürbaren Verbesserungen bringen.
Josef Jarosch General Manager Alpine, Unify GmbH: "Wir
merken, dass die technischen Möglichkeiten uns vermehrt überfordern. Die
nächste Generation an Kommunikationslösungen wird sich diesem Problem stellen
müssen."
Die Krux ist also, dass die Mitarbeiter, die User des Tools
und der Technologie, diese als für sich vorteilhaft sehen müssen. Passiert
dieses nicht, wurden bei der Einführung wichtige Hausaufgaben nicht gemacht.
Neue Lösungen
Und dennoch, ohne technologischen Fortschritt, ohne
Smartphones oder Videotelefonie, ohne Social Collaboration und Cloud-Lösungen,
ohne Unified Communications gäbe es auch all diese Veränderungen nicht, gäbe es
auch keine neue Welt der Arbeit.
Martin Katzer, Vorsitzender der Geschäftsführung T-Systems
Austria: "Heute nutzt fast die Hälfte der Mitarbeiter Online-Zusammenarbeit,
Social Networks oder diverse Tools aus dem Netz. Mit diesem Angebot wie auch
damit, mit "Bring your own Device" sicher in der Unternehmens-IT
eingebunden zu sein, schaffen wir eine Basis, um Mitarbeiter enger an uns zu
binden."
Denn wenn wir bei unserer mobilen Arbeitsweise immer noch
auf GPRS-Geschwindigkeit angewiesen wären, würde heute kaum jemand auf die Idee
kommen, woanders als im Büro und zu Kernarbeitszeiten seine To-dos zu
erledigen.
Neue Tools
Herausfordernd und kostenintensiv ist oft, die
Basisinfrastruktur zu schaffen. Flächendeckendes WLAN beispielsweise erfordert
bauliche Maßnahmen; Zugriff auf zentrale Systeme sind
Security-Herausforderungen, und dazu bedarf es oft Investitionen in
ausreichender Bandbreite. Diese sind zu lösen und kosten Geld.
Aber die Technologie und all ihre neuen Werkzeuge sind der
Grundstein für die neue Welt des Arbeitens. Sie sind aber keinesfalls ein
Selbstzweck sondern erfüllen reine Enabler-Funktionen. Wer sich dem Thema nur
von der Technikseite aus nähert, wird fast zwangsläufig an der
Unternehmenskultur scheitern. Und wird feststellen, dass diese sogenannten
"soft facts" härter als gedacht sein können. (Michael Bartz, Thomas
Schmutzer, DER STANDARD, 29.3.2014)
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