Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, mühen sich
Unternehmen, flexibles und mobiles Arbeiten anzubieten - Bei der Umsetzung
hapert es allerdings doch ziemlich.
Vor allem die vielgesuchten gut ausgebildeten Jungen wollen
nicht in Präsenzkulturen ihren Job absitzen, sondern ergebnisorientiert
möglichst flexibel und mobil arbeiten. Solche Arbeitskonzepte stellen aber
traditionelle Unternehmenskulturen, ihre Regeln und Hierarchien auf den Kopf.
Entsprechend viele Probleme - eigentlich Bedarf an echtem Change- und
Transformationsmanagement - haben Unternehmen auf ihrem Weg zu einem neuen
Verhältnis zwischen Arbeitgeber, Arbeitsplatz und Arbeitnehmer.
Zentraler Punkt ist unter anderem offenbar die notwendige
Basis einer Vertrauenskultur in der Firma (wer körperlich nicht anwesend ist,
kann ja nicht so leicht kontrolliert werden). Dazu herrscht noch keine Klarheit
über den adäquaten Einsatz der Mittel bis hin zu New Media für
ortsunabhängigeres Arbeiten. Auch den Betriebsräten sind solche Neuerungen oft
nicht geheuer, zudem sind Generationen, die anderes, traditionelleres Arbeiten
gewöhnt sind, verunsichert. Ein Dilemma für Führungskräfte, die zwischen
Problemverursachern (Wunsch nach Ausgleich zwischen Privatleben und Job) und
Problemlösungen (flexibles Arbeiten) sitzen, was ihnen traditionelles Managen
ziemlich unmöglich macht: Die Anforderungen sind heterogen, die gesetzlichen
Rahmen (Arbeitszeitgesetze) geben oft nicht den nötigen Spielraum, das
Betriebsklima ist in Bewegung. Diese Ergebnisse bringt eine druckfrische Studie des
Beratungsunternehmens Deloitte in Wien zur Frage, wie flexibel Österreichs
Unternehmen die Arbeit schon gestalten. Zusammenfassend: Es fällt schwer, sich
umzustellen, eine Menge Lernprozesse liegen auf dem Weg.
Zumindest die Herausforderungen erscheinen in dieser Studie
als bekannt: 77 % sehen Arbeitszeitgestaltung als wichtigsten Aspekt, 52 die
flexible Handhabung des Arbeitsortes. Fast die Hälfte erhofft davon bessere
Vereinbarkeit von Job und Privatleben.
Was Deloitte aus der Beratungspraxis weiß: Flexibles
Arbeiten kann auch schnell zur Karrierenfalle werden (Verlust von
Kommunikationswegen, Einbindungen, Kontakt zu relevanten Entscheidern zum
relevanten Zeitpunkt), wenn solche neuen Formen nicht umfassend gedacht und
kulturell verankert sind. Vor allem Frauen werden dem wohl erfahrungsgemäß
zustimmen können. Mit 24 % Zustimmung erscheint da aber kaum Problembewusstsein
in den traditionellen Unternehmenskulturen.
Überraschend geringe Relevanz wird in dieser Studie
innovativen Arbeitsräumen zugewiesen - nur neun Prozent halten etwa neue
Raumkonzepte für zentral. Dieser Punkt wird offenbar unterschätzt.
Die Motivlage für eine Anstrengung hin zu mehr Spielraum für
die Mitarbeiter ist dagegen klar: 78 % sagen, sie wollen sich so als
attraktiver Arbeitgeber positionieren, auch wird Verbesserung des Outputs
(Produktivität steigern: 71 %) erhofft. Ein Drittel will geringere Kosten
verbuchen. Mit Teilzeit, Gleitzeit und All-in-Vereinbarungen haben sich die
heimischen Firmen da auf den Weg gemacht. Interessant: Lediglich ein Drittel
der 137 detailliert Befragten nennt das große künftige Thema der altersgerechten
Arbeitszeitgestaltung als Herausforderung. Dieser Wert wird sich in den
kommenden Jahren wohl deutlich ändern.
Das G'frett vom Rahmen bis zum Management einer Arbeit mit
mehr Spielraum für möglichst viele Bedürfnisse scheint also noch relativ groß
zu sein - wobei: An der IT wird es nicht festgemacht, diese wird kaum als
Problem wahrgenommen. Deloitte sieht bezüglich dieser Ermöglichung von
Flexibilität aber "das Potenzial noch nicht ausgeschöpft". (Karin
Bauer, DER STANDARD, 28./29.4.2012)
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